„Bildung hat in Nordsachsen einen sehr hohen Stellenwert. Die nun anstehende größte Einzelinvestition in einen Schulstandort seit dem Bestehen unseres Landkreises zeigt, wie ernst wir diesen Anspruch nehmen. Da sich nicht nur die Lernbedingungen verbessern, sondern auch die Kapazitäten der beiden Schulen wachsen, werden mehr Mädchen und Jungen als bisher die Möglichkeit einer Förderung bekommen. Ich danke dem Kreistag, der dieses Projekt von Anfang an unterstützt hat und den Mitarbeitern der Kreisverwaltung, die bis heute viel Herzblut in die Vorbereitungen investiert haben“, sagt Nordsachsens Landrat Kai Emanuel.
Obwohl die Delitzscher Pestalozzi- und Fröbelschule künftig den selben Gebäudekomplex nutzen, sind die Räume genau auf ihre jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten. Die Bildungseinrichtungen bleiben eigenständig und haben separate Eingänge. Bindeglied ist die „Gemeinsame Mitte“. So nennen die Planer einen 1.538 Quadratmeter großen Bereich, der Mensa, Fachkabinette, Sporthalle und Außen-Sportanlagen einschließt. Er steht den Kindern beider Schulen zur Verfügung. Ein bauliches Highlight des Komplexes sind die innenliegenden Höfe. Durch sie sind alle Schulbereiche von Tageslicht durchflutet. Die Sichtbeziehung der umlaufenden Gänge zu den Hoffreiflächen erleichtert zudem die Orientierung im Gebäude.
Der Bereich Fröbelschule umfasst 2.554 Quadratmeter und ist ausschließlich im Erdgeschoss untergebracht, um Barrierefreiheit zu gewährleisten. Deshalb befindet sich auch die „Gemeinsame Mitte“ auf diesem Niveau. Ausgelegt sind die neuen Räumlichkeiten, die zudem Platz für Therapie und Pflege bieten, für die Beschulung und Betreuung von 70 Mädchen und Jungen. Die Schülerzahl liegt unter den derzeitigen Bedingungen noch bei rund 50.
4.159 Quadratmater umfasst der Bereich Pestalozzischule. Er erstreckt sich über die beiden oberen Geschosse, wobei Räume für Unter- und Oberstufe jeweils auf einer Etage liegen. 230 Schülerinnen und Schüler finden künftig hier Platz. Aktuell sind es 180, wobei 1. und 2. Klasse sowie der Hort aus Raumnot ins Berufliche Schulzentrum ausgewichen sind.
Die Lösung dieser und anderer baulicher Probleme an den bisherigen Standorten beschäftigt Kreisverwaltung und Kreistag bereits seit mehreren Jahren. Es gab verschiedene Ansätze, die jeweiligen Häuser den aktuellen Anforderungen und insbesondere der steigenden Nachfrage anzupassen. Auch die Zusammenlegung an einem der beiden Standorte wurde diskutiert. Schlussendlich hat der nordsächsische Kreistag im September 2019 aber den Grundsatzbeschluss für den Neubau der beiden Schulen auf einem gemeinsamen Grundstück gefasst.
Von diesem Zeitpunkt an hat das Landratsamt das Vorhaben mit dem Ziel vorangetrieben, 2022 mit dem Bau beginnen zu können. Im Rahmen eines europaweit ausgeschriebenen Verhandlungsverfahrens mit Teilnahmewettbewerb wurde deshalb ein Generalunternehmer gesucht, der sowohl die Planung als auch den Bau übernimmt. „Diese Herangehensweise ermöglicht einen zügigeren Bauablauf und eine höhere Kostensicherheit als eine losweise Vergabe“, erklärt der 2. Beigeordnete, Jens Kabisch, der für die Immobilien des Landkreises zuständig ist.
Neben den üblichen gesetzlich geregelten Vorgaben für einen solchen Bau mussten die Wettbewerbsteilnehmer zudem die Bedingungen einer sogenannten Funktionalen Leistungsbeschreibung erfüllen. An dieser Art „Wunschzettel“ arbeiteten beide Schulen intensiv mit. Sämtliche für die erfolgreiche Beschulung der Kinder relevanten Aspekte wie Raumbedarf oder Ausstattung flossen auf diese Weise von Beginn an in die Planungen ein.
Durchgesetzt hat sich in einem umfangreichen Auswahlprozess schließlich das Angebot der Implenia Hochbau GmbH. Landrat Kai Emanuel betraute das Unternehmen im Dezember 2021 per Eilentscheidung mit dem Generalauftrag. Dieses Vorgehen war nötig geworden, da der Kreistag aufgrund der Corona-Situation im Dezember nicht hatte tagen können. Nächster Schritt ist im April die Einreichung des Bauantrags bei der Großen Kreisstadt Delitzsch. Deren Genehmigung vorausgesetzt, kann im September 2022 mit dem Bau begonnen werden.
Die Vorfreude in den Schulen ist bereits groß. „Der Neubau ist für uns ein riesiger Schritt. Alles ist ebenerdig und damit für all unsere Schülerinnen und Schüler gut zu erreichen. Mehr und größere Räume erlauben eine bessere, differenziertere Arbeit mit den Kindern. Es gibt Räumlichkeiten für Therapien, und wir bekommen endlich ein Lehrerzimmer. Dass zum Campus eine Turnhalle gehört, spart uns in Zukunft lange Wege und viel Zeit“, zählt die Leiterin der Fröbelschule, Bärbel Bachner, auf. Sie ergänzt: „Wir haben es sehr genossen, bei den Vorbereitungen ein Mitspracherecht zu haben und unsere Vorstellungen einbringen zu können. Obwohl Fröbel- und Pestalozzischule ganz unterschiedliche Anforderungen an den Bau haben, ist ein Projekt entstanden, das beiden entspricht.“
Auch Katrin Schinke, Leiterin der Pestalozzi-Schule, betont, dass es wichtig gewesen sei, trotz des gemeinsamen Campus die Selbständigkeit und Identität der beiden Einrichtungen zu wahren. „Wir alle - Schülerinnen und Schüler, Eltern und natürlich das Kollegium - sind nun überglücklich. Das neue großzügige Raumangebot verspricht für die nahe Zukunft die bestmögliche förderspezifische und ungestörte Lernatmosphäre. Gemeinsam mit den neuen Möglichkeiten für Diagnostik und Inklusion erreichen wir ein ganz neues Niveau. Diese hervorragenden Lern- und Arbeitsbedingungen werden es uns erlauben, unsere Schülerinnen und Schüler noch besser auf ein zukünftiges eigenständiges Leben vorzubereiten.“
Holger Rößner, der die Leipziger Niederlassung der Implenia Hochbau GmbH leitet, freut sich über den Auftrag und darüber, dass Mitarbeiter und Partner in der Region tätig werden können. „Als Generalunternehmer sowohl die Planung also auch den Bau übernehmen zu dürfen, macht dieses Projekt für uns besonders. So können wir unsere Stärken und Erfahrungen über den gesamten Prozess hinweg einbringen. Besonders ist auch die Herausforderung, zwei Schulen so in einem Gebäudekomplex unterzubringen, dass sie ihre Eigenständigkeit behalten und gleichzeitig über eine gemeinsame Mitte zusammenfinden können.“ Die in den Campus integrierte Sporthalle externen Nutzern separat zugänglich zu machen, sei ebenfalls eine spannende Herausforderung gewesen, sagt Rößner.
Dem Neubau liegt auch ein modernes Energiekonzept zugrunde, dessen Umsetzung von der Kreditanstalt für Wiederaufbau mit 2,9 Millionen Euro bezuschusst wird. Zum Einsatz kommen Luft-Wärme-Pumpen, die unter anderem mit Strom aus einer Photovoltaik-Anlage gespeist werden und mit einem Gas-Spitzenlastkessel kombiniert sind. Die Räume verfügen über Fußbodenheizung sowie CO2-Ampeln, die anzeigen, wann Zeit zum Lüften ist. Zum Verkehrskonzept gehören 26 Parkplätze für Mitarbeiter, 50 Fahrradständer, sechs Parkmöglichkeiten für Kleinbusse und fünf Stellplätze zum Bringen und Holen. Die Zufahrt zum Komplex ist über die Fabrikstraße geregelt, die Ausfahrt über die Richard-Wagner-Straße.
(Pressemitteilung des Landratsamtes Nordsachsen)