Drei solcher Beratungstermine begleiten das Standortauswahlverfahren bis August 2021 bundesweit – sie sollen die formelle Beteiligung der Öffentlichkeit sicherstellen. Organisatorin dieser in einem engen Zeitkorsett durchgeführten Fachtagungen zu speziellen technologischen und geologischen Themen ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE).
Im September hatte die BGE Dutzende Gebiete auf gut der Hälfte der Fläche Deutschlands als geologisch geeignete Standorte für eine solche Verklappung ausgewiesen. In Sachsen waren rund zwei Drittel der Landesfläche aufgeführt, darunter das sogenannte „Delitzscher Pluton“. Auch nach dem im Januar 2021 veröffentlichten Prüfbericht des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) ist das als „Delitzscher Pluton“ bezeichnete rund 104 Quadratkilometer große Gebiet in und um Delitzsch immer noch im Visier der Bundesgesellschaft. Der Delitzscher Pluton ist nur rund sieben Kilometer von der Leipziger Stadtgrenze entfernt.
Bei allen Untersuchungen und Konferenzen wurde dabei bisher völlig ausgeklammert, welche Schäden den Menschen hier bereits zugefügt wurden und welche gesellschaftliche, touristische und politische Dimension eine solche Entscheidung hat.
„Hier hat der Bergbau jahrzehntelang die Landschaft zerstört, Orte wurden weggebaggert, ganze Dorfgesellschaften umgesiedelt, die Chemieindustrie im Dreieck Bitterfeld-Halle-Leipzig hat ihre deutlichen Spuren hinterlassen – und nun diese Pläne!“, prangert der Delitzscher Oberbürgermeister Dr. Manfred Wilde die Überlegungen der BGE an, der in der öffentlichen Stadtratssitzung am 27. Mai 2021 in Delitzsch über die aktuelle Situation berichtet hatte.
„Die Aufbauarbeit der vergangenen 30 Jahre würde durch die Ablagerung des Atommülls mit Füßen getreten“, kritisiert Manfred Wilde, der seine Amtskollegen und -kolleginnen in Mitteldeutschland und die gesamte Zivilgesellschaft zum solidarischen Miteinander auffordert: „Nur gemeinsam können wir uns solchen Plänen entgegenstellen, um unsere Heimat für kommende Generationen zu retten und nicht zur Atommüllkippe verkommen zu lassen!“